So, die ersten Vorpremieren sind durch! Und es hat großen Spaß gemacht.
Dreimal volles Haus, einmal Frankfurt/M. und zweimal Berlin!
So darf es im Herbst dann gerne weitergehen smile
Premiere ist dann in vier Monaten im Kleintheater Luzern.

Die FAZ schreibt:

Auf dem Brausepulverfass

Uta Köbernick läuft sich im Stalburg-Theater für ihr neues Programm warm

Uta Köbernick hat so eine kleine Marotte. Höchstwahrscheinlich sieht die, wie vieles an ihren Auftritten, nur so aus, als sei sie unabsichtlich und ein bisschen schräg. Die Marotte geht so: Wenn Uta Köbernick fertig ist mit einem ihrer Lieder, und das kommt manchmal recht plötzlich, dann schwenkt sie den Corpus ihrer Gitarre hin und her. Wie es Rockmusiker mit ihrer E-Gitarre so tun, wenn sie am Ende der Töne noch einen draufsetzen wollen und die Klänge zum Überschwang bringen. Köbernicks Gitarre ist nicht elektrisch, sondern akustisch. Aber man kann jede Wette eingehen, dass es wenig Musik gibt, bei der so viel nachschwingt wie bei ihrer.

Das liegt weniger an den Tönen selbst. Obwohl Uta Köbernick sehr viel kompositorischen Witz in dem verbirgt, was so dahergezupft klingt bisweilen. Schon in den letzten Akkorden von „Schulden“ zum Beispiel, ganz am Anfang des Abends unter dem Titel „Grund für Liebe“, den Köbernick nun im Frankfurter Stalburg-Theater vorgestellt hat, steckt eine ganze Rocknummer. In ihrer Moritat vom vollen Boot Europa stecken Barock und Renaissance, wandern langsam arabischen Melismen entgegen. In ihrer Geige steckt, außer dem Standard-Klingelton deutscher Mobiltelefone, den Köbernick ihr dreist entlockt, auch Johann Sebastian Bach, erstklassig intoniert.

Vor allem aber steckt in den Texten Köbernicks, die sie stets aus einer schwarzen Kladde vorliest, mit herausflatternden Zetteln und wildem Hin- und Hergeblättere, eine ganze Welt. Mit einem diebischen kleinen „So!“ klappt sie ihr Buch gern zu, nachdem ein winziger Aphorismus erst ein paar Millisekunden in der Luft zu hängen schien, bevor er im Gehirn der Zuhörer explodiert und seine ganze Kraft freisetzt. Köbernick ist als Lyrikerin und Aphoristikerin ein rares Talent.

„Warum sind Sie hier?“ heißt der erste Song von Köbernicks neuem Programm. Das hat erst im September in ihrer Wahlheimat Schweiz Premiere. Zuvor läuft sich Köbernick an verschiedenen Orten warm dafür, testet sich und das Publikum. Zuallererst da, wo sie ein gerngesehener Gast ist: Vor fast zehn Jahren hat Uta Köbernick das erste Mal im Stalburg-Theater gespielt, und schon damals hatte dessen Leiter Michael Herl behauptet, die junge Frau mit der Gesangs- und Schauspielausbildung erfinde das Genre Kleinkunst neu. Seither hat Köbernick, 1976 in Ost-Berlin geboren, allerhand Kabarett- und Kleinkunstpreise gewonnen, Platten eingespielt, die den Preis der deutschen Schallplattenkritik bekamen, sie hat für Radiosendungen Texte und Lieder produziert. Sie hat, vor allem, in dieser Zeit weiter an einer Kunst gearbeitet, die so ganz und gar ihre eigene ist.

Uta Köbernick ist eine durch und durch politische Person. Aber sie ist keine Agitatorin, auch keine Liedermacherin, die es sich in der linken Ecke einer kuschligen Couch bequem macht. Nicht einmal das gute alte Wort vom Hinterfragen passt zu dem, was sie tut, wenn sie ein anscheinend politisch korrektes Lied gleich zweimal umstülpt, so dass nur eines wirklich klar hervortritt: Klar ist oft gar nichts, bequem auch nicht. Das Leben ist nicht nur komisch, lebendig, schwierig, schmerzhaft und geräuschvoll, die Ränder verschwimmen immerzu. Daher kommt es nicht von ungefähr, wenn Uta Köbernick, im kurzen schwarzen Bühnenkleid, die widerspenstigen Haare immer wieder aus dem hellen, fast leuchtenden Gesicht streichend, am Anfang die Grenze markiert, oder vielmehr den Rand, zwischen Bühne und Publikum. Denn im Gegensatz zu allen anderen Rändern, von denen ihre Texte so handeln, ist dieser Bühnenrand nicht krumm und schwer auszumachen. Insofern eignen sich die Bühne und die so erfrischend uneitle und gescheite Kunst der Uta Köbernick ganz besonders gut, um sich den Schwierigkeiten des Lebens zu widmen. Die dreiste Lüge und die persönliche Illusion erscheinen in ihren Worten und Tönen durchaus komisch, dem einen sagt diese Kunst den Kampf an, das andere hüllt sie in ironisches Verständnis und weiß um das Menschliche. Daher auch, so viel zum Titel des neuen Abends: Liebe braucht keinen Grund. Die Begeisterung des Publikums an diesem noch unfertigen Abend aber hat einen guten.

EVA-MARIA MAGEL, Samstag, 2. Mai 2015

Und das Berliner Zebrano-Theater äußert sich so über den Abend:

Gründe für alles

Vorpremiere!, sagt sie. Und dann äußert sie Randbemerkungen, spontane Einfälle und Gründe für die Liebe. Am Abgrund, der in der (von ihr bestimmten) Mitte liegt und teilweise vom Schatten des Geldes überdeckt wird, spricht sie über richtungsweisende Taxifahrer ohne Ziel, über schweigsame Akademiker mit profitablem Lachen, aber auch ganz ernsthaft über die Zahl 21 und warum der Mathematikunterricht nicht auf das Leben vorbereitet. Quasi nebenbei hält sie auf Fotos das Wackeln fest, singt mit authentisch zerbrechlicher Stimme von Tomatenfischen, Planetengruppen und Botenstoffen und verwurzelt die Bäume auf wunderbare Weise im Himmel. Außerdem weiß sie, wann Gott verstorben ist und warum der allein ist wie die Schweiz. Ob sie dieses Wissen aus der Grundschule für Senioren hat, verriet sie leider nicht – aber vielleicht erzählt sie uns davon, wenn sie das nächste Mal Steinchen schmeißend im Sonnenuntergang sitzt und zusieht, wie der Merkur von der Sonne verschluckt wird.